Das Kind beim Namen nennen. Vom Klimastreik zum rechtsextremen Montag in Zittau.
Über die Qualität von gereimten Botschaften lässt sich selten streiten. Ob im Fußballstadion oder auf der Demo, ich weiß nicht, irgendwie war es mir schon immer unangenehm so etwas mit zubrüllen. Im Gegensatz zum Stadiongesang, wird mir bei ins Megaphon gebrüllten Botschaften allerdings wenigstens klar, worum es eigentlich geht. Am vergangenen Freitag wurde in Zittau auch viel gebrüllt: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ rief es da aus dem leider recht überschaubaren Zug der Klimastreikenden. Unter den empörten Hupgeräuschen der durch die Polizeieskorte in ihrem Fortkommen auf dem Ring belästigten Autofahrerinnen gingen die größtenteils sehr jungen Leute vom Haberkornplatz zur Hochschule und dann zum Marktplatz. Man musste auf dem Fußweg laufend, da keine 100 Teilnehmer zusammen gekommen waren. Für die Kraftfahrenden war es dennoch Aufreger genug, wie man dann auch in den sozialen Netzen nachfühlen durfte.
Unter den Augen von Schaulustigen und auch vereinzelter Montagsaktivisten in Flecktarn-Jogginghose und mit YouTube-Videobesteck skandierten die Jugendlichen laut, dass Klimaziele auch trotz Ukrainekrieg und Inflation eingehalten werden müssen; forderten am Peter-Dierich-Haus der Hochschule Kohleausstieg und Klimaneutralität. Ich stand auch bei diesen jungen Leuten. Hörte die Worte, sah den Namenszug am Hörsaalgebäude und musste direkt an den bevorstehenden Montag Abend denken. Der verdienstvolle ehemalige, oder vielleicht auch ehemals verdienstvolle Alt-Rektor der hiesigen Hochschule hatte angekündigt, dass zur nächsten der von ihm mit organisierten Montagsspaziergänge mit anschließender Gegenwartsbeschimpfung vor dem Rathaus ein Ehrengast sprechen würde. Und gestern war es tatsächlich so weit.
Hans-Christoph Berndt, Vorsitzender der AfD-Fraktion im brandenburgischen Landtag, durfte, wie es in einer Demokratie sein muss auch wenn es manchmal weh tut, seine freie Meinung äußern. Der Verfassungsschutz bescheinigte dem Herrn bereits eine „völkisch aufgeladene Widerstandsrhetorik“; Brandenburgs Landesverfassungsschutz-Chef Jörg Müller sagt, Berndt sei „erwiesener Rechtsextremist“. Mehr muss man über den Herrn eigentlich gar nicht wissen.
So wie ich aus meiner Überzeugung heraus die jungen Menschen der Fridays for Future Bewegung hier in Zittau immer unterstützt habe, weil ich ihre Sorgen für sehr berechtigt halte, so habe ich lange versucht, Verständnis für die Sorgen der Menschen aufzubringen, die Montag für Montag In Zittau um den Ring spazieren. Spätestens gestern Abend wurde jedoch hier auf unserem Marktplatz für mich eine Grenze überschritten. Wer geistigen Brandstiftern bei solchen Reden zuhört, kann von der demokratischen Mehrheit in unserer Stadt kein Verständnis mehr erwarten. Wer den Worten eines Rechtsextremen applaudiert, ist aus dem selben Holz geschnitzt, wie der Redner.
Eine Kolumne von Kai Grebasch. Dem Autor können Sie bei Twitter, Instagram und Facebook folgen.
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